Es mag angebracht sein, wenn wir uns an dieser Stelle nicht zu sehr mit der Vergangenheit beschäftigen. Und doch ist es aus meiner Sicht wichtig, sich manch abschreckende Ereignisse in Erinnerung zu rufen, die mit dem Zusammenbruch an Amerikas Immobilienmärkten direkt in Verbindung standen.

In erster Linie sollte unser Erinnerungsvermögen den Geschehnissen im Nichtbankensektor gerecht werden. Denn wenn es um die Betrachtung der aktuellen Situation an Amerikas Hypothekenmärkten geht, steht die anhaltende Vergabe von riskanten Subprime-Krediten trotz den im Zuge der globalen Finanz- und Bankenkrise gemachten Erfahrungen einmal mehr im Fokus.

Denn so genannte Schattenbanken haben Amerikas kommerziellen Geschäftsbanken abermals den Rang abgelaufen, wenn es um die Kreditvergabe an Hypothekennehmer geht. Neue Daten zeigen, dass schon wieder mehr als die Hälfte aller Darlehen für Häuser- und Apartmentkäufe durch Kreditgeber aus dem Nichtbankensektor des Landes vergeben werden.

Und dies ist ein Phänomen, das sich seit den Zeiten vor Ausbruch der globalen Finanz- und Bankenkrise nicht mehr beobachten ließ. Kreditgeber aus dem Nichtbanken-Sektor zeichneten im Gesamtjahr 2015 für knapp die Hälfte aller an den US-Hypothekenmärkten vergebenen Kredite verantwortlich.

Schlagzahl 2016 deutlich erhöht.

Die damit einhergehenden Implikationen werfen kein sonderlich gutes Licht auf den Zustand der 80 Billionen US-Dollar schweren Hypothekenindustrie in den Vereinigten Staaten. Denn das letzte Mal, als Finanziers aus dem Nichtbanken-Sektor einen derart hohen Anteil an der Kreditvergabe an Amerikas Immobilienmärkten inne hatten, wurde das Jahr 2006 eingeläutet – und damit jenes Jahr, in dem die Häuser- und Subprimeblase in den USA platzte.

Im Jahr 2006 hatten die Hypothekenfinanzierungen durch Kreditgeber aus dem Nichtbanken-Sektor einen Anteil von 55% an den ausstehenden Gesamtkrediten erreicht. Unternehmen wie New Century Financial werden uns in diesem Kontext gewiss noch immer gut in Erinnerung sein.

Es empfiehlt sich in diesem Zusammenhang einmal einen Blick über die nördliche Grenze der USA zu werfen, wo der kanadische Kreditgeber Home Capital Group finanziell mit dem Rücken zur Wand und vor dem Aus steht. Wie schnell solche Geschehnisse auf das Banken- und Kreditsystem eines Landes überspringen können, hat die Vergangenheit gezeigt.

Dass immer mehr Finanziers aus dem Nichtbankensektor an die Hypothekenmärkte drängen hat seine Gründe. Denn kommerzielle Geschäftsbanken ziehen sich im Angesicht von durch die US-Regierung auferlegten Strafzahlungen in Multimilliardendollarhöhe für Vergehen, die damals mit zum Ausbruch der globalen Finanzkrise beigetragen hatten verstärkt aus dem Hypothekensegment zurück.

Die zahlreichen Kritiker des Schattenbankensektors lassen sich durch die Beschwichtigungen der Politik keineswegs besänftigen. Es stimmt zwar, dass die Kreditvergabeaktivitäten seitens Finanziers aus dem Nichtbankensektor in den letzten Jahren stärker durch Aufsichtsbehörden kontrolliert wurden.

Allerdings gilt für diese Player noch immer nicht dasselbe regulatorische Umfeld wie für kommerzielle Geschäftsbanken. Darüber hinaus machen diese Darlehensgeber Gebrauch von zahlreichen Schlupflöchern in der Gesetzgebung.

Sollten sich die Dinge erneut wiederholen, dürften Fed und US-Regierung es weitaus schwerer haben, nochmals eine Reflations- beziehungsweise Echoblase zu initiieren. Warten wir ab, was in absehbarer Zukunft geschehen wird.

Sollte es abermals hart auf hart kommen, wird es in den Medien gewiss abermals heißen, dass sich Dinge dieser Art nicht haben vorhersehen lassen. Eine abgelutschte Standardphrase, die im Angesicht der Geschehnisse endlich in der Breite hinterfragt werden sollte…

 

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